Heute steht wieder eine längere Autofahrt auf dem Programm. Es geht immer noch weiter nördlich. Unser Ziel ist die 23 000 Quadratkilometer grosse Region Shark Bay, der westlichste Punkt Australiens. Die Region Shark Bay gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist als eine der grössten und diversesten Seegras-Gebiete der Welt bekannt und beheimatet eine grosse Population von Dugongs sowie zahlreiche weitere teilweise vom Aussterben bedrohte Tierarten.
Unterwegs gehen wir einkaufen und müssen unsere Vorräte aufstocken, denn wir wollen schliesslich auch ein paar Tage ins Outback. Tatj ist mittlerweile ganz gut und versorgt die vielen Einkäufe Tetris mässig in "unserer Küche".
Kurz vor unserem heutigen Übernachtungsort machen wir Halt, um den bekannten Shell Beach, der aus Millionen von Müschelchen besteht, zu besichtigen. Beim Aussteigen bemerken wir sofort das wärmere Klima. Wow! Also nochmals eine Schicht Sonnencreme 50+, damit wir den Strand bei aktueller Ebbe ausgiebig erkunden können.
Von Shell Beach ist es nur noch eine kurze Fahrt bis Denham. In diesem kleinen Ort wollen wir die Nacht verbringen, bevor es in den François Perron National Park geht. Nachdem wir alles aufgebaut und uns installiert haben, spazieren wir noch etwas durch den Camping.
Und plötzlich rufen 2 Typen nach uns und winken. Das gibt's ja nicht! Franck und Olivier, die beiden Kite-Surfer aus Frankreich, die wir in Exmouth kennengelernt haben. Sie sind mit dem Offroad-Camper von Exmouth den Stränden und Kite-Spots entlang unterwegs nach Perth. Sie fragen uns, was wir hier machen, wir sollten doch im Süden sein... Wir gehen an den Strand und bestaunen ihre Kite-Künste und tauschen uns danach beim gemeinsamen Apéro weiter aus. Was für ein cooler Zufall und was für ein netter Abend.
Am nächsten Tag geht's in den Nationalpark, der nur mit 4x4 zu befahren ist. Wir haben uns Big Lagoon als Spot ausgesucht. Schon nach ein paar Kilometern Sandpiste kommt das Schild und wir müssen etwas Luft aus unseren Reifen lassen.
An der Big Lagoon finden wir ein super Plätzchen und geniessen eine tolle Zeit, fernab von jeglichen Zivilisationsgeräuschen. Da morgens um 09.00 Uhr bereits 30 Grad herrschen, geniessen wir mittlerweile den Wind sogar. 😆
Zum ersten Mal, dass wir weit weg von Lichtverschmutzung auch einen wolkenlosen Sternenhimmel haben, ohne Vollmond und ohne, dass wir auf einem schaukelnden Schiff sind. Wunderschön! So zückt Tatj Stativ und versucht den Nachthimmel einzufangen. Gar nicht so einfach, dass die Bilder mit dem starken Wind nicht verwackeln... Naja, da müssen wir noch etwas üben!
Nach unserer Zeit an der Big Lagoon möchte sich Marcel noch die andere Seite des François Perron National Park ansehen. Der kurze Offroad-Weg durch die Sandpisten zur Big Lagoon forderte uns nicht so sehr (Tatj übernimmt auf Marcels Drängen beim Rückweg sogar das Steuer), sodass Marcel noch ein paar weitere Tracks befahren möchte. Als wir dann jedoch auf der anderen Seite am Strand ankommen und der Sand urplötzlich noch tiefer wird, drehen unsere Räder durch und wir stecken fest. Eingegraben. Ja, vielleicht hätten wir doch so viel Luft rauslassen sollen, wie empfohlen. "Ich hab's dir ja gesagt", schnauft Tatj nur und schaufelt die Reifen frei (bei 36 Grad!), während Marcel noch mehr Luft ablässt. Dann erneut versuchen. Vorwärts geht nicht, aber rückwärts. Marcel fährt fast bis ans Wasser, holt Schwung und schafft's über den Strand und den kleinen Hügel. Yes! Danach muss natürlich wieder etwas mehr Luft rein. "Jetzt können wir den eingebauten Kompressor endlich brauchen", meint Marcel grölend.
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Vor lauter Steckenbleiben und Adrenalin haben wir dann gar nicht mehr Lust, dort am Strand zu übernachten und fahren nach Monkey Mia ins Camping-Resort. 🙈 Dort leisten wir uns einen tollen Platz direkt am Strand und buchen gleich für 3 Nächte. Es ist halt schon schön, etwas Infrastruktur zu haben wie richtige WCs und Duschen.
Wir geniessen den schönen Strand (wir haben sogar ein paar windfreie Stunden), machen Spaziergänge, lesen, hören Musik und geben uns dem Dolce far niente hin. Früh morgens am Strand sind jeweils Delfine anzutreffen, sodass wir unser Frühstück immer etwas verschieben. Seit den 1960-er Jahren werden in Monkey Mia die Delfine, die an den Strand in die dafür vorgesehene Zone kommen, vormittags mit einer kleinen Menge an Fischen gefüttert. Das ist einerseits natürlich eine Touristen-Attraktion, aber andererseits sind in all den Jahren Forscher aus aller Welt gekommen, um die spezielle Art, wie die hiesigen Delfine Fische im flachen Wasser jagen zu studieren. Und wir haben sogar Glück und können zuschauen, wie 2 der 4 Delfine jagen und beide einen riesengrossen Fisch schnappen.
Nebst den Delfinen gibt es aber noch andere Besucher des Caravan Parks. Aktuell wohnen noch etwa 10 Emus hier, die in kleinen Gruppen unterwegs sind und jeweils abchecken, wo es wann was zu essen gibt. Ganz schön tricky so zu kochen und immer alles im Auge zu haben - wir sind nicht immer ganz erfolgreich. 😉
Bei den Emus ist es übrigens so, dass nach dem Eierlegen die Mutter die Eier und den Papa verlässt und der Papa die ganze weitere Arbeit übernimmt: Er brütet die Eier aus und zieht die Emu-Babys auf.
Der Emu-Papa ist bei seinen Besuchen so neugierig, dass er mir ab und zu sogar beim Schreiben über die Schulter schaut.
Auf dem Weg zurück nach Denham verbringen wir einen gemütlichen Tag an der Little Lagoon, an einem kleinen See, der unterirdisch vom Meer gespeist wird. Wir picknicken und vertiefen uns in unsere Lektüren.
Doch Marcel ist das allmählich zu viel der Idylle, er will, wie andere 4x4-Fahrer, einmal um den See fahren. Mit rollenden Augen steigt Tatj ein und lässt es über sich ergehen. So "börren" wir um den See, bis wir dann ungefähr 50 Meter vor der Ausfahrt auf die Strasse wieder einmal stecken bleiben. Tatj greift nach der Schaufel und Marcel lässt Luft ab - hat er natürlich vorhin wieder mal nicht für nötig gehalten. 😆 Aber so klappt's dann wieder: Etwas rückwärts, Anlauf holen und Gas geben.
Tatjs Bedarf an 4x4-Fahrten ist erstmal gedeckt. Und so schauen wir uns noch Eagle Bluff an, beobachten mit unserem Feldstecher die Dugongs von den Klippen aus, bevor wir dann nach unserer letzten Nacht in Denham wieder in Richtung Süden aufbrechen: noch 6 Tage, bis wir Scotty wieder in Perth abgeben müssen.
Der Wind
Seit 5 Wochen macht uns der Wind in Westaustralien ein bisschen das Leben schwer. Zuerst konnten wir in Exmouth nicht tauchen gehen wegen des starken Windes. Dann während unseres 4x4-Abenteuers sorgt er für schlaflose Nächte, wenn er die ganze Nacht an unser Rooftop-Zelt peitscht – egal in welchem Winkel zum Wind wir uns aufstellen. Er kommt aus dem Nichts. Von 0 bis auf 70 km/h. Er ist super böig und dreht mindestens 2x pro Tag, von Osten nach Süden, nach Westen und wieder nach Süden. Der Southerly ist jeweils am Stärksten. Er verwandelt die schönen Buchten und Strände mit sonst so kristallklarem Wasser in Waschmaschinen mit Monsterwellen und sanftes Wellengeplätscher in tösendes Grollen.
An heissen Tagen, wir haben ein paar erleben dürfen 😅, ist ein bisschen Wind durchaus angenehm. Doch nimmt er abends jeweils so stark zu, dass wir wieder im Pulli essen (ja, auch wenn tagsüber mal 30 Grad sind) und früh in unser Zelt kriechen. Es ist einfach zu kalt und ungemütlich. So hatten wir uns das nicht ganz vorgestellt.
Die Fliegen
Im Landesinnern haben wir jeweils zahlreiche Fliegen um uns, sobald wir aus dem Auto steigen. Bei ablandigem Wind kommen diese bis an die Küste. Wieso das so schlimm ist? Einerseits ist das T-Shirt dann teilweise schwarz von Fliegen. Aber was noch viel nerviger ist, ist dass die Viecher einem gezielt in die Ohren, Nasenlöcher und in den Mund fliegen – und das äusserst hartnäckig. Wenn das dann 10 oder 50 Fliegen gleichzeitig machen, dreht man schier durch. Wir haben verschiedene australische Anti-Brum-Varianten getestet. Wirklich helfen tut nichts.
Und da kommt dann der positive Aspekt des Windes: Bei sehr starkem oder auflandigem Wind ist man die Fliegen los. 😆
Die Strassen
Wir haben uns auf lange und eintönige Strassen eingestellt. Es ist manchmal schon etwas ermüdend, wenn man gefühlte 100 Kilometer geradeaus fährt, ohne eine Kurve und ohne ein anderes Auto zu kreuzen. Doch langweilig finden wir es eigentlich nie, denn die Szenen am Strassenrand ändern immer ein bisschen. Tropisch wie an der Ostküste ist es hier natürlich nicht. Aber mal ist die Erde leuchtend rot und dann wieder gelb. Mal zäunen riesige Getreidefelder unseren Weg, dann wieder Weideland oder Buschlandschaft. Die vielen Wildlife-Kadaver, insbesondere Kängurus, stimmen uns dann jeweils ein bisschen traurig. Diese Kangaroo Crashes geschehen wohl vor allem bei Dämmerung und nachts…
Grundsätzlich ist der Zustand der Strassen, auch wenn sie noch so abgelegen sind, weitaus besser, als erwartet und vor allem die Beschilderung ist angesichts der Grösse Australiens genial. Alles ist mit Wegweisern ausgeschildert – sogar in the middle of nowhere stehen Schilder und Wegweiser.
Was hingegen der Unterschied ist zwischen Motorway, Highway und Freeway, haben wir noch nicht ganz herausgefunden.
Manne 😹
AntwortenLöschenHaha! Manne😉. Schön z läsä, dass der nech mitem Wetter wieder chli versöhnt heit. U dir sit ja o scho fei echli brun😉 es isch sehr erfrüschend (oder eher herzerwärmend im chaute November hie) öii Gschichte u vo öine Erlebnis z läsä! Viu Spass&Erholig wyterhin! Muntsch Kim
AntwortenLöschenMe chas grad mit Erläbe👍👍Eifach Supper di Brichte Gglg 😘😘👋👋
AntwortenLöschenWenn man nicht weiterkommt (z.B. weil das Auto im Sand stecken blieb), dann ist es immer ratsam einen echten MANN dabei zuhaben!
AntwortenLöschen(Auch wenn der MANN das Problemüberhauptverursachthat 😉)
Nei so guet gschriebe, bi grad mitgreist und ha mega müesse lache :-).. jaja die lieben Männer, nie wöi si uf öis lose grins.. so schöni Föteli.. GLG, Nici
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